Nach meinem
ersten Semester in Hong Kong und nachdem die ersten Prüfungen endlich vorbei
sind, möchte ich die Gelegenheit nutzen um einen kurzen Zwischenbericht
abzustatten. Während des ersten
Semesters an der City University of Hong Kong habe ich viele interessante Dinge
erlebt welche ich so kurz wie möglich zusammenfassen möchte.
Sicht auf meine Uni vom Dach eines der Gebäude |
Wie es sich
gehört, beginne ich mit dem Positiven.
Positives
Interessante Kurse
Einer der
Hauptgründe an der City University in Hong Kong zu studieren, war der offerierte
Studiengang: Wirtschaftsinformatik mit Spezialisierung auf Business Intelligence. Die Kurse erfüllen meine
Erwartungen und ich konnte mein Wissen in diesem Bereich vertiefen. Besonders
positiv ist mir aufgefallen, dass der Unterricht hier generell viel praxisorientierter ist als an der Uni Zürich. Dies liegt vielleicht auch daran dass
einige der Professoren vorher bei einer der
Big Four gearbeitet haben. Sie vermitteln
nicht nur theoretisches Wissen aus den Büchern, sondern auch praktisches Wissen,
welches sie im Laufe ihrer Karriere angesammelt haben. So wird man noch besser
auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet.
Infrastruktur
Von der
Infrastruktur her ist die Uni super ausgestattet. An der Uni gibt es 3 Mensen
und verschiedene Kaffees. Es gibt sehr viele Räume, in denen jeder Sitzplatz mit
einem Computer ausgestattet ist und Drucker, an welchen man umsonst drucken kann. Die
Sportanlage der Uni ist auch gut ausgestattet und als besonderes i-Tüpfelchen gibt es ein
Schwimmbecken.
Hilfsbereitschaft
Organisatorisch
gesehen ist bis jetzt an der Uni alles glatt gelaufen. Dies liegt vor allem
daran, dass die Universität in administrativen Fragen von Anfang an sehr
hilfsbereit war. Beispielsweise wurde Verständnis dafür aufgebracht, dass das
Abschlusszeugnis einige Monate später nachgelieferet wird. Es war sogar ohne
grosse Probleme möglich, (Master) Kurse anzurechnen, welche ich vorher in der
Schweiz abgeschlossen hatte. Dadurch konnte ich mich ohne Pobleme auf das neue
Studium einstellen und alle Fächer meiner Wahl belegen.
Essen
Das Essen
in der Kantine ist gut und extrem günstig. Das billgste Menü kostet ca 2 Euro
und für 5 Euro bekommt man eine köstliches „Smoked Salmon Teppanyaki“ (Lachs
und Reis serviert in einer heissen Pfanne) . Allerdings habe ich eine Weile gebraucht, bis ich die wahren
Leckerbissen entdeckt habe. Ein Paar
Fehlbestellungen, wie Reis gekrönt mit Hühnerfüssen, gehörten da leider auch
dazu.
Interessantes
Es gibt
einige Dinge welche mir besonders aufgefallen sind, doch am interessantesten
waren sicherlich die chinesischen Mitstudenten :
Obwohl ich
in Hong Kong studiere sind meine Mitstudenten zu 95% Chinesen. Der Rest
der ca. 300 Studenten sind Hong Konger,
welche das Studium im Teilzeit Modus absolvieren (während des Arbeitens) und 3
Europäer (mich eingeschlossen). Dank dieser Zusammensetzung durfte ich schon
viele Erfahrungen mit der chinesischen Kultur machen – postitiv sowie auch
negativ.
„Good good
study, day day up“ Diese wörtliche Übersetzung eines chinesischen Sprichwortes
entspricht dem Motto der meisten chinesischen Mitstudenten an der Uni- den ganzen Tag lernen
führt zum Erfolg. Deshalb verbringen die meisten Chinesen den Grossteil ihrer
Freizeit in der Bibliothek der Uni. Paradoxerweise widerspiegelt sich dies nicht
immer in der Qualität ihrer Arbeit. Dies durfte ich in den zahlreichen
Gruppenprojekten erleben, die es in wirklich jedem Kurs abzuschliessen gilt.
Bei diesen
Gruppenarbeiten muss man meist eine Arbeit zu einem bestimmten Thema schreiben.
Dabei kam es oft vor, dass die Kapitel, welche meine chinesischen Mitstudenten geschrieben haben, genau dem entsprechenden
Wikipedia Eintrag zu dem Thema entsprachen (dies viel am deutlich besseren
English auf). Obwohl von der Uni bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen wird,
das Plagiate nicht erlaubt sind, gehen die Chinesen scheinbar oft lieber den kürzesten
Weg.
Team bei der Arbeit |
Nach diesen
ersten bitteren Erfahrungen, wurde mir bewusst, dass die Gruppenarbeiten
deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würden als gedacht. Mit der richtigen
Motivation des Teams, wöchentlichen Meetings, klarer Aufgabenverteilung und
Deadlines endeten schlussendlich jedoch alle Gruppenarbeiten in einem Erfolg.
In einem Kurs erhielten wir die Auszeichnung als „Best Presenting Team“
und die Arbeit wurde als einzige für „Outstanding University Papers“ nominiert.
Demostrationen in Hong Kong
Es muss
natürlich erwähnt werden, dass ich zu einer sehr turbulenten Zeit in Hong Kong
studiere, denn von Oktober bis Dezember gab es in Hong Kong zahlreiche
Studenten Proteste. Daran habe ich zwar nie aktiv teilgenommen, doch es war
interessant zu beobachten, wie dies meine Kollegen in Hong Kong und die
Mitstudenten beeinflusste:
Die
chinesischen Mitstudenten haben sich alle aus den Protesten raus gehalten, zum
einen weil sie zu beschäftigt mit ihrem Studium waren und zum anderen aus
Furcht vor der chinesischen Regierung. Einige Studenten berichteten mir sie
würden sich davor fürchten, nie mehr aus China ausreisen zu dürfen, falls sie
mit den Protesten in Zusammenhang gebracht würden.
Die
Hongkonger hingegen stimmten mit den Protesten überein und nahmen daran zum
Teil auch aktiv Teil.
Strassenblockade in Mong Kok |
Gegen Ende
der Proteste flatterten immer mehr Emails des Dekanats in meinen Posteingang
mit Warnungen sich von den Protest Orten fern zu halten, da die Polizei diese
räumte und viele Leute dort verhaftete. Mittlerweile sind die Protest Zentren
geräumt und die Lage hat sich etwas beruhigt. Ich bin jedoch gespannt ob
während des nächsten Semesters weiterhin Demonstrationen stattfinden werden.
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