Sunday 28 September 2014

Demonstrationen in Hong Kong



Mittlerweile hat sicher jeder von den Demonstrationen in Hong Kong in den Nachrichten gehört. Ich möchte die Lage vor Ort kurz schildern und einige Einblicke geben, was ich davon mitbekommen habe.

Um was geht es eigentlich bei der ganzen Sache?

Um Demokratie.  Seit die Kommunistische Partei in Peking am 31.08.2014 bekannt gab, dass es 2017 keine direkten Wahlen geben wird, sind viele Hongkonger sehr enttäuscht. Unter dem Slogan „One country, two systems“ hatte man hier lange Hoffnung irgendwann unter einer direkten Demokratie leben zu können. Man wird die Kandidaten 2017 jedoch nicht direkt wählen können, sondern nur aus einer Liste von Kandidaten, welche von Peking abgesegnet sind.

Wie erlebt man die Demonstrationen hier?

Bis vor kurzem habe auch ich von den Demonstrationen immer nur in den Nachrichten gehört. Viel mitbekommen hatte ich davon im Alltag nicht. An der Uni hängen zwar schon seit 2 Wochen Flyer und Plakate mit chinesischen Zeichen und Aufruf zum Streik, aber viel davon gesehen habe ich nicht. Auffällig war, dass viele Plakate die Aufschrift 922 trugen um auf einen grösseren Streik am 22. September hinzuweisen. Wie ich gelesen hatte fand dieser an der Chinese University of Hong Kong statt aber an unserer Uni ging der Unterricht wie gewohnt weiter.

Banner an der Uni


Was denken die Studenten?


Ich habe mit einigen Studenten an der Uni über die Demonstrationen gesprochen und wollte wissen, wie sie dazu stehen. Hier gehen die Meinungen stark auseinander: Die Studenten welche aus China stammen und (wie ich) nur des Studiums wegen in Hong Kong wohnen, halten sich aus diesen Angelegenheiten raus. Sie haben mir mitgeteilt, sie hätten mit dem Studium genug zu tun, und hätten keine Zeit auch noch zu demonstrieren. Das passt ziemlich gut zu dem Bild, was ich von den chinesischen Studenten habe. Die Hongkonger Studenten, welche hier aufgewachsen sind, sehen das etwas anders. Sie unterstützen die Demonstrationen, und viele davon nehmen auch daran teil. Sie möchten sich für eine direkte Demokratie einsetzen und nicht von China kontrolliert werden. Jedoch haben sie Respekt vor der Polizei.

Wie war die Lage heute?

Heute habe ich das erste mal etwas mehr von den Demonstrationen mitbekommen. Da ich am Abend noch zum Essen im Zentrum verabredet war, habe ich live miterlebt wie die Demonstrationen den Verkehr lahm gelegt haben. Ich habe versucht irgendwie mit dem Taxi oder der Metro ans Ziel zu kommen, doch die Strassen waren grösstenteils blockiert. Auch die nächst nahe gelegene Metrostation (Admiralty), war geschlossen, um die Demonstranten besser unter Kontrolle zu haben. Ich habe die Demonstrationen am Rande etwas beobachtet und mit einigen Demonstranten gesprochen. Diese freuen sich immer wenn ein Ausländer Interesse an der Lage zeigt und bitten mich allen davon zu berichten. Ich habe Ihnen versichert, dass das Thema weltweit in den Nachrichten kommt.

Demonstranten blockieren die Strasse



















Im Finanzdistrikt im Zentrum hatte sich die Lage schon seit heute Nachmittag zugespitzt. Dort kam es zu Ausschreitungen zwischen den Demonstranten und der Polizei und es wurde Tränengas eingesetzt. Als ich gegen Abend dort war, war es zum Glück ruhig, doch die Leute waren sehr angespannt. Die Studenten haben auf den Strassen Barrikaden errichtet und sich gegen das Tränengas gewappnet. Dort wo ich mich aufhielt, verhielt sich die Polizei zurückhaltend. Einige Leute berichteten mir jedoch, dass an anderen Orten bereits wieder Tränengas zum Einsatz kam. Nachdem ich mir ein Bild von der Lage gemacht hatte und mir klar wurde, dass ich heute mit dem öffentlichen Verkehr nicht mehr an mein ursprüngliches Ziel kommen würde, begab ich mich auf den nach Hause Weg. Zu sehr möchte ich lieber nicht in die Sache verwickelt werden.



Barrikaden werden errichtet

kein Durchkommen für den Verkehr



Monday 15 September 2014

Wieso man in Hong Kong 3 Schlösser braucht



Schon beim Einzug in unserer Wohnung habe ich mich gefragt, wofür die vielen Schlösser an unserer Tür gut sind. Zuerst muss man ein massives Gitter aufschliessen und beiseite schieben, bevor man Zugang zu den zwei weiteren Schlössern an der Tür bekommt. Nachdem diese zwei Schlösser geöffnet sind, kommt man endlich in die Wohnung. Dank einer netten Erfahrung kürzlich, habe ich jedoch verstanden, wieso wir 3 Schlösser brauchen..



Damit die Geschichte Sinn ergibt, muss ich vielleicht erklären, dass man eines der Schlösser (den unteren Knubbel an der Tür) von innen verriegeln kann, indem man den Knopf reindrückt. Danach kann man einfach die Türe hinter sich schliessen und immerhin eines der drei Schlösser ist bereits verriegelt.  Dieser praktische Mechanismus bringt natürlich auch einige Risiken mit sich, vor allem wenn man nach dem zuknallen der Tür bemerkt, dass sich der Schlüssel eigentlich noch in der Wohnung befindet. So geschehen vor ein paar Tagen...

Mit grossem hunger habe ich die Wohnung verlassen, um mir unten im Einkaufszentrum irgendwo etwas Essbares zu kaufen. Nachdem die Tür hinter mir ins Schloss fiel, kam der übliche Gedanke:" Moment, habe ich vielleicht irgendwas vergessen?". 3 Taschen Check: Hinten rechts -> Porte Monnaie: check, vorne rechts -> Handy - check, vorne links -> Schlüssel...

Sofort machte ich mich auf dem Weg zum Schlosser, welcher uns das Schloss nach dem Einzug ausgewechselt hatte, doch Samstag Abend hatte dieser leider bereits geschlossen. Also zurück zur Wohnung und den Security in der Lobby ob er mir vielleicht helfen könne. Natürlich spricht der nur chinesisch und musste erst mal mit dem Walkie Talkie seinen englisch sprechenden Kollegen heran zitieren. Ich dachte mir in der Zwischenzeit versuch ich mir selbst zu helfen, ganz nach dem Motto "Mach's Dir selbst sonst macht's Dir keiner!". 

Mein Plan war, das von innen verschlossene Schloss irgendwie aufzubrechen, damit ich wieder in die Wohnung komme. Es wären dann ja immer noch zwei Schlösser übrig um die Wohnung wieder ab zu verschliessen. Zum Glück war unsere freundliche Nachbarin sofort bereit mir Hammer und Schraubenzieher zu leihen.



Also versuchte ich mein Gück: Mit Hammer und Schraubenzieher hämmerte ich auf das Schloss ein. zuerst stiess ich einen kleineren Schraubenzieher in das Schloss. Nachdem die ersten Teile heraus brachen, erledigte ich den Rest mit einem grösseren Schraubenzieher. Erstaunlicherweise dauerte es keine fünf Minuten und das Schloss war aufgebrochen. Doch zum Glück haben wir ja drei Schlösser, das würde dann total knapp 15 Minuten dauern um in die Wohnung zu kommen und in dieser Zeit würde wohl hoffentlich jemand das hämmern bemerken. 
Ein weiterer Vorteil der dreifachen Verriegelung: Wenn man den Schlüssel vergisst und ein Schloss zerhämmern muss, hat man immer noch zwei um die Wohnung ab zu schliessen.




Am nächsten morgen machte ich mich auf zum Schlosser und kaufte ein neues Schloss für 45 HK$ ( circa 5 Euro). Allerdings war ich diesmal nicht mehr so erstaunt, wieso das Schloss so günstig ist.


Wednesday 10 September 2014

Wir sind eingerichtet


Nach unserem letzen Einkauf bei IKEA, sind wir nun endlich komplett eingerichtet. Dieser Post ist etwas überfällig, da wir ziemlich schnell mit den wichtigsten Dingen wie Bett, Tisch, Schreibtisch und Couch ausgestattet waren. 

unser Wohnzimmer

Einrichten in Hong Kong leicht gemacht


Dank einem günstigen Second Hand Shop um die Ecke, IKEA und GOGO VAN, lief das Einrichten ziemlich effizient ab. Gleich nach dem Einzug ging es zu IKEA um die Küchenausstattung, einen Tisch mit Stühlen und weiteren Kleinigkeiten  zu besorgen. Diese Sachen konnten wir gerade so mit dem Taxi nach Hause bringen (Taxis sind hier sehr günstig, die Fahrt vom IKEA kostet ca. 4 Euro).
Den grössten Teil der Möbel haben wir second hand vom Green-Dot-Home Shop erstanden. Das ist ein Start-up welches Möbel sammelt und deponiert. Da haben wir uns dann die schönsten Stücke ausgesucht und GOGO VAN hat die Möbel schnell und problemlos zu unserer Adresse transportiert. 

Lager im Green-Dot-Home Shop

GOGO VAN ist eine App mit der man sich überall hin einen Van (Lieferwagen) bestellen kann. Man braucht dazu nur anzugeben von wo nach wo man etwas transportieren möchte und 10 Minuten später kommt ein Lieferwagen angedüst, der allen möglichen Krempel ans Ziel bringt- schnell, einfach und günstig. Danach muss man die Möbel nur noch in den Aufzug bringen und in die Wohnung. Da hier alles etwas kleiner ist kann es schon mal vorkommen, dass man einen Ikea Schrank vor der Wohnungstür noch einmal auseinander nehmen muss um ihn dann im Zimmer senkrecht wieder zusammen zu basteln.

GOGO Van Werbung :) 



Wednesday 3 September 2014

Hong Kong vs. Schweiz – 5 Unterschiede

1. Links fahren

Da Hong Kong noch bis 1997 zu Grossbritanien gehörte, fährt man auch hier auf der linken Strassenseite. Genauso wie in Indien oder in England. Probleme bereitet dies beim spontanen Überqueren der Strasse, da man instinktiv zuerst in die falsche Richtung schaut. Zum Glück haben die schlauen Hongkonger überall gross hingeschrieben, in welche Richtung man schauen muss...


2. Kein Trinkwasser

Wie in den meisten Ländern auf dieser Welt ist auch in Hong Kong das Wasser aus der Leitung nicht trinkbar. Wenn man sich diesen Luxus gewohnt ist, fällt das natürlich als erstes auf. Allerdings kann man das Wasser aufkochen und dann abkühlen lassen. Dazu gibt es hier verschiedene Geräte, welche etwas von den gewohnten Wasserkochern abweichen. Ich glaube die Dinger werden eigentlich dazu verwendet um immer heisses Wasser für Tee zur Hand zu haben, geht aber auch super zum Trinkwasser herstellen.


3. Kein Händeschütteln

In meiner kurzen Zeit hier in Hong Kong habe ich schon sehr viele Leute kennen gelernt. Mir fiel jedoch schnell auf, dass man sich nur sehr selten die Hand schüttelt (obwohl online schon dazu geraten wird). Am aller wenigsten mochten das die Vermieter bei den Wohnungsbesichtigungen. Doch auch unter Freunden ist diese Praxis eher unüblich. Zum Verabschieden genügt ein „Bye Bye“, vielleicht noch ein bisschen Winken, that’s it. Ich habe dann einfach ein paar Kollegen darauf angesprochen, wieso man sich nie die Hände schüttelt. Diese meinten dies sei hier eher weniger üblich und geben mir seitdem jedes Mal demonstrativ die Hand.


4. Nie unter freiem Himmel




Auf oberem Bild ist die Route von meiner Wohnung zur Uni abgebildet. Im Ganzen sind das so circa 7 km die ich mit der Metro und zu Fuss zurücklege. Bemerkenswert ist, dass ich auf der ganzen Strecke praktisch nie freien Himmel über meinem Kopf habe. Lediglich 10 Meter laufe ich unter freiem Himmel, nämlich wenn ich das Einkaufzentrum (Mall) unter meiner Wohnung verlasse und die Strasse überquere, um dann unter irgendwelchen Überbauungen in Richtung Metro Station zu laufen. Danach lande ich wieder in einer Mall und sobald ich diese verlasse stehe ich auch schon vor der Uni.


5. Die Leute lieben Smartphones



Ohne Worte, in der Metro sieht man immer das gleiche Bild…